Martin Noack mit Tochter

Wie du als Mann bewusster in deine Vaterrolle hineinwächst

Durch die Geburt eines Kindes rutschen Eltern – oftmals unbewusst und ungeplant – in eine klassische Rollenverteilung. Die Konsequenz ist, dass Väter über bessere Karrierechancen als Mütter verfügen. Sie können beruflich in spannenderen Projekten mitwirken, profitieren von einer besseren Rente und höheren Einkommenschancen. Was zu selten thematisiert wird: Für diese bessere Verfügbarkeit auf dem Arbeitsmarkt – häufig als männliches Privileg interpretiert – zahlen Männer auch einen hohen Preis:

Väter können weniger Zeit mit der Familie verbringen, als sie es sich eigentlich wünschen. Sie haben vermehrt mit Bindungsabbrüchen zu kämpfen und/ oder ihnen entgeht eine tiefere Bindung zu ihren Kindern. In ihrer Ernährerrolle stehen sie häufig unter höherem Erfolgs- und Erwartungsdruck. Der Druck, sich für das wirtschaftliche Wohl der Familie verantwortlich zu fühlen, kann sich auch auf den Arbeitsplatz auswirken und dazu führen, dass sich Väter weniger risiko- und entscheidungsfreudiger im Job verhalten.

Den Zwängen des industriekapitalistischen Arbeitsmarkts ohne entsprechenden Schonraum bis zur Rente vollständig ausgesetzt zu sein, erhöht auch das Risiko für gefährlichen Dauerstress und Burnouts. Hinzu kommen die inneren Antreiber wie “Du musst funktionieren” oder “Du darfst keine Fehler machen”, die dazu beitragen, dass Väter in ein Leben im Funktionsmodus einmünden. Das hat zur Folge, dass `Mann´ weniger Kontakt zu seiner Gefühlswelt zulässt bzw. zulassen kann, um sich sich vor Verletzbarkeit zu schützen. Doch Verletzlichkeit und Berührbarkeit sind bekanntlich zwei Seiten der gleichen Medaille. Und schwingungsfähig zu sein und emotionale Berührung zulassen zu können, sind m.E. wesentliche Aspekte, um sich in Beziehung zu seinem /seiner PartnerIn lebendig zu fühlen und eigene und die Bedürfnisse der Mitmenschen erkennen (nachspüren) zu können.

Die Geburt eines Kindes ist also nicht nur eine großartige Gelegenheit, sondern sogar eine dringende Notwendigkeit, sich mit dem eigenen Lebensentwurf, der eigenen männlichen Sozialisation und den familiären Wurzeln auseinanderzusetzen, um sein Leben nicht fremd- sondern selbstbestimmt zu führen. Wie bin ich zu dem Mann geworden, der ich heute bin? Habe ich eine Vorstellung, wie ich als Vater aktiv Vaterschaft leben will? Wie wurde ich von meinem eigenen Vater geprägt? Wie stelle ich mir ein gerechtes Arbeits- und Familienmodell vor? Welche Ängste halten mich davon ab, Vereinbarkeitsangebote wie Elternzeit, Homeoffice oder die kleine Vollzeit in Anspruch zu nehmen?

Ich bin davon überzeugt, wenn Väter ihre Väterlichkeit bewusst entwickeln wollen, dann ist dies zwangsläufig mit einer inneren Arbeit und einer Kultivierungsleistung verknüpft, die mitunter im Widerspruch zu den gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen steht. Von Zeit zu Zeit dürfen wir uns als Vater und Mutter ruhig erlauben unser Rollenkorsett zu lüften. O.k.- vielleicht stellen wir später enttäuscht fest, dass Geschlechterrollen doch zu stark festgelegt und nur wenig Spielraum zur Veränderung vorhanden ist. Doch vielleicht entdecken wir auch eine Seite in uns, die sich nach Lebendigkeit und Berührbarkeit sehnt und endlich Beachtung finden möchte! 

Eine innere Reise ins Unbekannte mit ungewissem Ausgang? Aus meiner Sicht benötigen Väter für eine solche Selbsterfahrung einen geschützten Rahmen, in dem sie sich offen und ehrlich über ihre Vaterrolle, ihre Biografie und ihre Gefühlswelt austauschen können. In einem solchen Rahmen finden Väter links und rechts Vorbilder, die ihnen oben – in der Generation unserer Väter – vielleicht gefehlt haben.  Väter finden wertvolle Impulse und Angebote auf meiner Väter-Coaching-Seite. Es lohnt sich vorbei zu schauen!